Das FOTO ARSENAL WIEN eröffnet am 21. März 2025. (c) Michael Seiler Photography
FOTO ARSENAL WIEN ist das neue Zentrum für fotografische Bilder und Lens Based Media in Österreich. Es wurde von der Stadt Wien im Herbst 2022 initiiert und soll zeitgenössische Fotografie in allen Erscheinungs- und Verwendungsformen präsentieren und vermitteln. Auf rund 1.000 m2 Ausstellungsfläche zeigt das Fotomuseum mit bis zu zehn Ausstellungen pro Jahr die ganze Bandbreite des Mediums – eine Kombination aus jungen Talenten, unentdeckten Positionen und international renommierten Künstlern und Künstlerinnen.
Als Plattform organisiert FOTO ARSENAL WIEN überdies auch die FOTO WIEN, ein alle zwei Jahre in Österreich veranstaltetes Festival für Fotografie, und gemeinsam mit der Kunsthalle Wien Vienna Digital Cultures.
Magnum. A World of Photography 21.3. bis 1.6.2025
Foto Arsenal Wien (c) Michael Seirer Photography
Die Ausstellung spürt Fragen nach, wie „Was ist ausschlaggebend dafür, dass bestimmte Fotografien zu Ikonen werden und sich ins kollektive Gedächtnis brennen?“, „Warum werden sie veröffentlicht und warum landen sie später in einem Archiv?“ In der Eröffnungsausstellung „Magnum. A World of Photography“ setzt sich das FOTO ARSENAL WIEN mit Verbreitungs- und Archivierungsstrategien am Beispiel der weltweit bekannten Agentur Magnum Photos auseinander.
Über viele Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten Bildinhalte über Tageszeitungen und Magazine auf Küchentische und in die Wohnzimmer. Die 1947 gegründete Kooperative Magnum Photos sorgte nicht nur für das Recht am eigenen Bild (Copyright) der Fotografen und Fotografinnen, sondern ist seitdem besonders im Bereich des Fotojournalismus tonangebend. Einblicke in unentdeckte und sonst geheime Arbeitsprozesse vom Kontaktbogen, über Vintage-Ausbelichtungen bis zu Dunkelkammerarbeiten geben Einblick in die Welt der erzählerischen Fotografie. Die Ausstellung thematisiert fotografische Prozesse und analoge Technik des Mediums in Kombination mit ihrer gesellschaftlichen Rolle als breite Kulturtechnik, mit der wir alle ständig umgehen.
„Wahrscheinlich fast jede Person auf der Welt kennt mindestens ein Foto aus dem Hause Magnum“, schätzt Felix Hoffmann, Kurator und künstlerischer Leiter des FOTO ARSENAL WIEN. Wie so etwas möglich ist, wird in der Ausstellung erklärt. „Dabei kommen auch Schätze aus dem Archiv ans Tageslicht, die man bisher nicht in der Öffentlichkeit sehen konnte und in dieser Form auch nicht mehr sehen wird“, macht Hoffmann neugierig auf die Schau.
Geheime Einblicke in den Auswahlprozess
Die Einblicke vom Rohmaterial, über die Auswahlprozesse bis hin zum gedruckten Bild stellten bis vor zwei Jahrzehnten einen absoluten Tabubruch dar. Denn sie waren nie vorgesehen und bleiben normalerweise in den Prozessen der Agenturarbeit verborgen. Von der Entscheidung welches Bild aus dem Kontaktbogen präferiert wurde, bis hin zu den Entscheidungen der bildverwertenden Redaktionen, welches Bild tatsächlich im Magazin oder der Tageszeitung landete. Es ist ebenso der Einblick, die totale Transparenz und Entblößung von Arbeitsmethoden mit misslungenen Schritten auf dem Weg zum Endprodukt mit all seinen Irrtümern, Fehltritten, Sackgassen – und glücklichen Fügungen. So entsteht auch beim Betrachten des Materials die Faszination, einerseits unmittelbar am Geschehen teilzunehmen und dem Fotografen über die Schulter zu sehen, andererseits damit etwas Verbotenes zu tun – wie in ein fremdes Tagebuch oder einen fremden Kleiderschrank zu blicken.
Martin Parr: „MEXICO“, 2002 (c) Martin Parr/Magnum Photos
Und was passiert danach mit den Bildern? Wie wurden sie sortiert, strukturiert und behandelt? Mit diesem seltenen Einblick, den die legendäre Fotoagentur Magnum mit dieser Ausstellung gewährt, wird erstmals das Archiv gewürdigt. Sie umfasst aus sieben Jahrzehnten über 300 Bilder und Objekte der renommiertesten Fotografen und Fotografinnen – von Robert Capa, Elliott Erwitt, Dennis Stock über Inge Morath, René Burri, Eve Arnold, Leonard Freed, Thomas Hoepker bis hin zu Martin Parr, Eli Reed, Marc Riboud, Bruce Davidsen und Larry Towell. Erstmals werden Teile des Magnum Archivs in Kombination mit aktuellen Fragestellungen zeitgenössischer Positionen in Bezug gesetzt: Susan Meiselas, Bieke Depoorter und Rafał Milach reflektieren die historischen Ansätze und denken sie in eine gesellschaftlich politische Zukunft weiter.
Marc Riboud: USA, Washington DC, 1967. Eine junge Frau, Jan Rose Kasmir, stellt sich während des Anti-Vietnam-Marsches 1967 vor dem Pentagon der amerikanischen Nationalgarde mit einer Blume in den Weg. Dieser Marsch trug dazu bei, die öffentliche Meinung gegen den Krieg der USA in Vietnam zu wenden. (c) Marc Riboud / Fonds Marc Riboud au MNAAG/Magnum Photos
In chronologischer Reihenfolge zeigt die Ausstellung leidenschaftlich engagierte Reportagen aus dem Zweiten Weltkrieg, Ikonen wie Che Guevara, Mohammed Ali und Malcom X, die Trauernden an den Bahngleisen nach dem Tod von Robert Kennedy, das Leben in der New Yorker U-Bahn oder Portraits des britischen Königshauses sowie zahlreiche, weltweit historische Ereignisse mehr. Anhand dieser einzigartigen Zusammenstellung vom Kontaktbogen bis zum gedruckten Bild werden in der Ausstellung drei unterschiedliche Ebenen sichtbar: Die jeweiligen politisch-sozialen Inhalte der Fotografien an sich, die allgemeine Historie der Reportagefotografie sowie die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bilder.
Inge Morath: „A Llama in Time Square“, USA, New York City 1957. Kontaktbogen (c) Inge Morath/Magnum Photos
Sämtliche analogen Bildformate sind in der Zusammenstellung von Magnum enthalten – vom Standardkleinbild über Dia-Projektionen bis hin zum Großformat in Schwarz-Weiß und Farbe. Oft sind die Kommentare, Markierungen und detaillierte Dokumente der Fotografen und Fotografinnen oder Bildredakteuren und Bildredakteurinnen eingewoben, um die Verbreitungsprozesse der Bilder zu erklären. Viele der Techniken sind mittlerweile Relikte einer Technologie, die heutzutage obsolet ist. Mit der Digitalisierung haben sich die Arbeitsprozesse und -formate grundlegend geändert. Als Folge dieser Entmaterialisierung sind physisch-haptische Prozesse nur noch ein Phänomen der Archivierung, rücken jedoch gleichzeitig verstärkt inhaltlich in den Fokus und werden selbst zum Artefakt.
Diese Ausstellung von Magnum ist damit eine Hommage an die analoge Arbeit und an die Authentizität des Mediums Fotografie – oder auch der Abgesang auf eine verlorene Kunstform.
FOTO ARSENAL WIEN ist das neue Zentrum für fotografische Bilder und Lens Based Media in Österreich. Es wurde von der Stadt Wien im Herbst 2022 initiiert und soll zeitgenössische Fotografie in allen Erscheinungs- und Verwendungsformen präsentieren und vermitteln. Auf rund 1.000 m2 Ausstellungsfläche zeigt das Fotomuseum mit bis zu zehn Ausstellungen pro Jahr die ganze Bandbreite des Mediums – eine Kombination aus jungen Talenten, unentdeckten Positionen und international renommierten Künstlern und Künstlerinnen.
Als Plattform organisiert FOTO ARSENAL WIEN überdies auch die FOTO WIEN, ein alle zwei Jahre in Österreich veranstaltetes Festival für Fotografie, und gemeinsam mit der Kunsthalle Wien Vienna Digital Cultures.
Magnum. A World of Photography
21.3. bis 1.6.2025
Die Ausstellung spürt Fragen nach, wie „Was ist ausschlaggebend dafür, dass bestimmte Fotografien zu Ikonen werden und sich ins kollektive Gedächtnis brennen?“, „Warum werden sie veröffentlicht und warum landen sie später in einem Archiv?“ In der Eröffnungsausstellung „Magnum. A World of Photography“ setzt sich das FOTO ARSENAL WIEN mit Verbreitungs- und Archivierungsstrategien am Beispiel der weltweit bekannten Agentur Magnum Photos auseinander.
Über viele Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten Bildinhalte über Tageszeitungen und Magazine auf Küchentische und in die Wohnzimmer. Die 1947 gegründete Kooperative Magnum Photos sorgte nicht nur für das Recht am eigenen Bild (Copyright) der Fotografen und Fotografinnen, sondern ist seitdem besonders im Bereich des Fotojournalismus tonangebend. Einblicke in unentdeckte und sonst geheime Arbeitsprozesse vom Kontaktbogen, über Vintage-Ausbelichtungen bis zu Dunkelkammerarbeiten geben Einblick in die Welt der erzählerischen Fotografie. Die Ausstellung thematisiert fotografische Prozesse und analoge Technik des Mediums in Kombination mit ihrer gesellschaftlichen Rolle als breite Kulturtechnik, mit der wir alle ständig umgehen.
„Wahrscheinlich fast jede Person auf der Welt kennt mindestens ein Foto aus dem Hause Magnum“, schätzt Felix Hoffmann, Kurator und künstlerischer Leiter des FOTO ARSENAL WIEN. Wie so etwas möglich ist, wird in der Ausstellung erklärt. „Dabei kommen auch Schätze aus dem Archiv ans Tageslicht, die man bisher nicht in der Öffentlichkeit sehen konnte und in dieser Form auch nicht mehr sehen wird“, macht Hoffmann neugierig auf die Schau.
Geheime Einblicke in den Auswahlprozess
Die Einblicke vom Rohmaterial, über die Auswahlprozesse bis hin zum gedruckten Bild stellten bis vor zwei Jahrzehnten einen absoluten Tabubruch dar. Denn sie waren nie vorgesehen und bleiben normalerweise in den Prozessen der Agenturarbeit verborgen. Von der Entscheidung welches Bild aus dem Kontaktbogen präferiert wurde, bis hin zu den Entscheidungen der bildverwertenden Redaktionen, welches Bild tatsächlich im Magazin oder der Tageszeitung landete. Es ist ebenso der Einblick, die totale Transparenz und Entblößung von Arbeitsmethoden mit misslungenen Schritten auf dem Weg zum Endprodukt mit all seinen Irrtümern, Fehltritten, Sackgassen – und glücklichen Fügungen. So entsteht auch beim Betrachten des Materials die Faszination, einerseits unmittelbar am Geschehen teilzunehmen und dem Fotografen über die Schulter zu sehen, andererseits damit etwas Verbotenes zu tun – wie in ein fremdes Tagebuch oder einen fremden Kleiderschrank zu blicken.
Und was passiert danach mit den Bildern? Wie wurden sie sortiert, strukturiert und behandelt? Mit diesem seltenen Einblick, den die legendäre Fotoagentur Magnum mit dieser Ausstellung gewährt, wird erstmals das Archiv gewürdigt. Sie umfasst aus sieben Jahrzehnten über 300 Bilder und Objekte der renommiertesten Fotografen und Fotografinnen – von Robert Capa, Elliott Erwitt, Dennis Stock über Inge Morath, René Burri, Eve Arnold, Leonard Freed, Thomas Hoepker bis hin zu Martin Parr, Eli Reed, Marc Riboud, Bruce Davidsen und Larry Towell. Erstmals werden Teile des Magnum Archivs in Kombination mit aktuellen Fragestellungen zeitgenössischer Positionen in Bezug gesetzt: Susan Meiselas, Bieke Depoorter und Rafał Milach reflektieren die historischen Ansätze und denken sie in eine gesellschaftlich politische Zukunft weiter.
In chronologischer Reihenfolge zeigt die Ausstellung leidenschaftlich engagierte Reportagen aus dem Zweiten Weltkrieg, Ikonen wie Che Guevara, Mohammed Ali und Malcom X, die Trauernden an den Bahngleisen nach dem Tod von Robert Kennedy, das Leben in der New Yorker U-Bahn oder Portraits des britischen Königshauses sowie zahlreiche, weltweit historische Ereignisse mehr. Anhand dieser einzigartigen Zusammenstellung vom Kontaktbogen bis zum gedruckten Bild werden in der Ausstellung drei unterschiedliche Ebenen sichtbar: Die jeweiligen politisch-sozialen Inhalte der Fotografien an sich, die allgemeine Historie der Reportagefotografie sowie die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bilder.
Sämtliche analogen Bildformate sind in der Zusammenstellung von Magnum enthalten – vom Standardkleinbild über Dia-Projektionen bis hin zum Großformat in Schwarz-Weiß und Farbe. Oft sind die Kommentare, Markierungen und detaillierte Dokumente der Fotografen und Fotografinnen oder Bildredakteuren und Bildredakteurinnen eingewoben, um die Verbreitungsprozesse der Bilder zu erklären. Viele der Techniken sind mittlerweile Relikte einer Technologie, die heutzutage obsolet ist. Mit der Digitalisierung haben sich die Arbeitsprozesse und -formate grundlegend geändert. Als Folge dieser Entmaterialisierung sind physisch-haptische Prozesse nur noch ein Phänomen der Archivierung, rücken jedoch gleichzeitig verstärkt inhaltlich in den Fokus und werden selbst zum Artefakt.
Diese Ausstellung von Magnum ist damit eine Hommage an die analoge Arbeit und an die Authentizität des Mediums Fotografie – oder auch der Abgesang auf eine verlorene Kunstform.
FOTO ARSENAL WIEN
Arsenal, Objekt 19
1030 Wien
www.fotoarsenalwien.at
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