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Mit 490.823 Besucher ist open your eyes in Zürich die größte Open-Air-Fotoausstellung Europas

Ausstellung am Limmatquai von Jennifer Hayes – Zwei Welten: über und unter dem Meer" (c) Pascal Sigrist

Ausstellung am Limmatquai von Jennifer Hayes – Zwei Welten: über und unter dem Meer" (c) Pascal Sigrist

Unter der Patronanz des Delegierten des Schweizerischen Bundesrates für die Agenda 2030 – bei der Festival-Eröffnung vertreten durch Daniel Dubas – gestalteten die ETH Zürich – eine der führenden Universitäten der Welt – und The Photo Society (TPS) – die Vereinigung von über 200 National Geographic Fotograf:innen – großzügige Open-Air-Installationen. Sie verschränkten in 17 Ausstellungsinseln Dokumentarfotografie und wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem Plädoyer für Frieden, Toleranz und ein von humanistischem Geist getragenes Miteinander.

Tatsächlich sieht sich die Menschheit gegenwärtig vieler Probleme und Herausforderungen gegenüber. Die UNO hat darauf 2015 mit 17 Zielen, den Sustainable Development Goals, kurz auch SDGs, https://unric.org/de/17ziele) reagiert, die bis 2030 umgesetzt werden sollen. Angestrebt werden die Beseitigung von Armut, Hunger, der Zugang zu hochwertiger Bildung für alle, bezahlbare und saubere Energie, Geschlechtergleichheit, Nachhaltigkeit in der Wirtschaft, Klimaschutz und ein friedliches Zusammenleben. 

„Die 10 Gebote multinationalen Zusammenlebens“

Wir sind zeitlich jetzt auf dem halben Weg zum proklamierten Ziel und die SDGs sind in vielen Staaten etwas aus dem Fokus geraten. Um sie wieder in das Bewusstsein der Menschen zurückzuholen und auch Verständnis für entsprechende Maßnahmen bei den Menschen zu erzeugen, hat Lois Lammerhuber mit Open Your Eyes ein neues Festivalformat entworfen. Als Intendant und Mastermind dieses Fotofestivals brachte er Fotografie und Wissenschaft zusammen und entwickelte das Open-Air-Fotofestival „Open Your Eyes“, das vom 8.9.–15.10. im Herzen von Zürich ausgetragen wurde. Lammerhuber bezeichnet die  17 nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) als „neue 10 Gebote multinationalen Zusammenlebens“.

Als Leiterin des SDG-Labors in Genf, konstatiert Özge Aydogan, höre und lese sie oft von den Fallstricken der SDGs: Sie seien zu komplex, zu detailliert, der globale Rahmen habe nicht nur 17 Ziele, sondern auch 231 Indikatoren und so weiter. „Dennoch sind die SDGs der beste Rahmen für nachhaltige Entwicklung, den wir bisher haben,“ ist Aydogan überzeugt. „Um ganz ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob wir angesichts des derzeitigen geopolitisch fragmentierten Kontextes und des Zeitgeistes in der Lage wären, heute etwas von ähnlicher Qualität, Substanz und globaler Unterstützung in allen Regionen neu zu verhandeln.“

Mit seiner Agenda versucht das Festival open your eyes auch sehr deutlich auf die Transformation unserer Welt zu verweisen. In der Ausgestaltung und Umsetzung der Ziele wird die Bedeutung der Menschen als zentrale Kraft einer nachhaltigen Entwicklung betont – im Sinne von Menschen, Erde und Wohlfahrt. All das belegen die präsentierten Fotoarbeiten und sind dabei nicht als Illustrationen der SDGs zu verstehen, sondern als Kommentare und Anmerkungen im Sinne von Cornell Capas „Concerned Photographers“. Diesen Ausdruck wählte der ungarisch-amerikanische Fotograf, um Arbeiten zu beschreiben die über die Dokumentation von Ereignissen hinausgehen und diese mit humanitärem Impuls zeigen. Diese Denkschule ist auch als Konzept im Kontext der Wissenschaft bekannt: Der Begriff „Concerned Scientists“ wird verwendet, um eine rigorose, unabhängige Wissenschaft zu nutzen, um die dringendsten Probleme unseres Planeten zu lösen.

Ausstellung auf der ETH Polyterrasse: „CERN – Code of the Universe“ (c) Pascal Sigrist

Wissenschaftlicher Beitrag der ETH Zürich

Die ETH Zürich stellte aus ihrem eigenen Universum der Wissenschaft und Innovation rund 50 Beiträge den Bildwerken hinzu. Die von der ETH ausgewählten Projekte und Lösungen zu jedem der SDGs bieten Orientierung für Handlungsoptionen. Inhaltlich bedeutete das, die Erfolge unserer Zivilisation sichtbar zu machen. Und das bedeutete weiter: Nationale und internationale Medienkommunikation auszulösen, um die Nachhaltigkeitsziele als Referenzrahmen für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben in einer globalen Gesellschaft zu stärken. Gelungenes Leben als Matrix unseres Daseins, denn: Ohne Frieden ist alles nichts.

„Das Festival inspiriert dazu, neue Perspektiven einzunehmen und aktiv an einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken.“

Günther Dissertori, Rektor der ETH Zürich

„Die Tatsache, dass sich Menschen jeden Alters in den vergangenen Wochen am open your eyes Festival mit den SDGs auseinandergesetzt haben und sie dazu angeregt wurden, über die dringlichen globalen Herausforderungen unserer Zeit nachzudenken, ist ein toller Erfolg“, freut sich Günther Dissertori, Rektor der das Festival unterstützenden ETH Zürich. „Ich habe die Gelegenheit mehrmals genutzt, um mit Kolleginnen und Kollegen wie auch mit Studierenden durch diese wirklich bewegende Foto-Ausstellung in der Zürcher Altstadt zu spazieren. Dabei zu sehen, wie das Festival auch zufällige Besucherinnen und Besucher in den Bann gezogen hat, hat mir gezeigt, dass sich das Engagement der ETH Zürich im Rahmen des open your eyes Festival sehr gelohnt hat.“ Dissertori abschließend: „Das Festival inspiriert dazu, neue Perspektiven einzunehmen und aktiv an einer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. An diesen Erfolg möchten wir anknüpfen.“

Ausstellung von Chris de Bode, Lindenhof: „I have a Dream“ (c) Ulrike Schumann

„Wer sich an ein Weltthema wie die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele heranwagt, ein Thema, das immerhin von den 193 UN-Staaten der Welt jahrelang verhandelt und dann beschlossen wurde und eine Art Roadmap des Zusammenlebens der Menschheit für die nächsten Jahrzehnte sein will, der betritt hochpolitischen Boden“, so Silvia Lammerhuber, die Mitglied des Vereinsvorstandes und des Think Tanks ist, der die kreativen Grundlagen des Festivals erdacht hat. Neben ihr gehören ihm Lars Boering, Eric Falt, Walter Köhler, Lois Lammerhuber, Gerd Ludwig, Václav Macek, Karin Ren-Kaufmann, Gilles Steinmann, Fritz Franz Vogel, Claudia Zingerli und Gisela Kayer an, die meint: „Alle teilnehmenden Fotografen und Fotografinnen vermittelten das Gefühl, gemeinsam sind wir stark und wir bezeugen Ereignisse und Fakten, die für das Überleben der Menschheit, Tierwelt und Natur kritisch sind – und das ohne Unterschied von Ethnie, Glauben und Geschlecht.“

Bilder von George Steinmetz bei der Kirche St. Peter in der Zürcher Altstadt. (c) Arnd Wiegmann

Die ausstellenden Fotografinnen und Fotografen waren:

Tsafir Abayov, Ana María Arévalo Gosen, Roger Ballen, James Balog, Alexandra Boulat, Anna Boyiazis, Renée C. Byer, Rina Castelnuovo, Jodi Cobb, Cooper&Gorfer, Chris de Bode, Peter DeJong, David Doubilet, Markus Eisl (eoVision), Miguel Luis Fairbanks, Maryam Firuzi Stuart Franklin, Jerome Gence, Peter Ginter, Esther Haase, Jennifer Hayes, Jim Hollander, Ciril Jazbec, Leong Ka Tai, Bea Bar Kallos, Ziv Koren, Lois Lammerhuber, Gerd Ludwig, Gerald Mansberger (eoVision), Steve McCurry, Peter Menzel, Vera Mercer, Dominic Nahr, Michael Nichols, Randy Olson, Shana & Robert ParkeHarrison, Gilles Peress, Louis Psihoyos, Eli Reed, Alec Soth, George Steinmetz, Brent Stirton, Goran Tomašević, Peter Turnley, Cássio Vasconcellos, Alfred Yaghobzadeh und Patrick Zachmann.

Folgende Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben am Festival mitgearbeitet:

Oliver Akeret, Elliott Ash, Kay W. Axhausen, Thomas Baptistal, Kenza Benabderrazik, Thomas Bernauer, George Boateng, Fritz Brugger, Nina Buchmann, Paolo Burlando, Núria Casacuberta Arola, Lars-Erik Cederman, Thibault Demoulin, Catherine De Wolf, Günther Dissertori, Daniel Farinotti, Emmanuel Frossard, Jaboury Ghazoul, Remo Gisi, Marie Griesmar, Verena Griess, Ulrike Grossner, Gianfranco Guidati, Isabel Günther, Stefanie Hellweg, Raphaela Hettlage, Johanna Jacobi, Robert Katzschmann, Anni Kern Chahan, Michael Kropf, Gnanli Landrou, Marlene Mader, Medinat Malefakis, Isabel Z. Martínez, Alexander Mathys, Eva-Marie Meemken, Sacha Menz, Eberhard Morgenroth, Fajer Mushtaq, Mutian Niu, Ulrike Pfreundt, Christian Pohl, Joschka J. Proksik, Lucie Rejman, Jeanine Reutemann, Lukas Riedel, Adina Rom, Tobias Schmidt, Timo Schneider, Simone Schürle, Elisabeth Tilley, Sue Tobler, Michael Stauffacher, Bjarne Steffen, Effy Vayena, Marke E. Zahran und Claudia Zingerli.

Ausstellung von Shana und Robert ParkeHarrison im Arboretum: „Über die Zukunft“ (c) Pascal Sigrist

17 Ausstellungsinseln

Die gesamt Altstadt von Zürich mutierte während des Festivals zur Ausstellungsfläche. Das Festival gliederte sich in in eine Stadt- und eine Seeroute – ungefähr vier Kilometer lang. In 17 Ausstellungsinseln wurden „Dokumentarfotografie und wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem Plädoyer für Frieden, Toleranz und ein von humanistischem Geist getragenes Miteinander verwoben“, beschreibt Lammerhuber die Verschränkung von Fotografie und Wissenschaft. 

Ausstellung von Michael Nichols in der Seebad Enge: „Wild“ (c) ETH/Alessandro Della Bella

Zürich als idealer Austragungsort des Festivals

Hansruedi Strasser, Präsident des gemeinnützigen Vereins open your eyes, erinnert sich das die Organisation des Festivals im öffentlichen Raum in Zürich eine große Herausforderung gewesen sei und entsprechend gespannt sei er als Präsident des Vereins auf die Wirkung beim Publikum gewesen die wie sich jetzt gezeigt hat, höchst positiv ausgefallen ist. Strasser: „Persönlich war ich tief beeindruckt von den Bildgeschichten zu Themen, die die Welt bewegen! Bildliche Sorgenfalten, bildliche Aufrufe, bildliche Wegführungen zu Lösungen. Erlebnisreich waren die Gespräche mit Besuchern. Zürcher, Besucher aus anderen Kantonen und ausländische Besucher waren ähnlich bewegt und beeindruckt. Wer sich die Zeit genommen hat, sich mit den Bildern und den Erläuterungen auseinanderzusetzen, hat einen unvergesslichen Eindruck mitgenommen. Die Besucherzahlen sprechen für sich, das Open Your Eyes Fotofestival hat die Stadt Zürich geprägt – und es hat Augen geöffnet!“

Das Festival soll jedes Jahr bis 2030 jährlich in Zürich stattfinden. Weitere Infos unter https://openyoureyesfestival.photo/de.