UNICEF-Foto des Jahres 2020: Die brennende Not (Lesbos, Griechenland) (c) Angelos Tzortzinis, Griechenland (AFP) / UNICEF
„Das UNICEF-Foto des Jahres 2020 ist eine eindringliche Mahnung. Es erzählt von einem Drama direkt vor unserer Haustür. Das Bild konfrontiert uns mit unserer Menschenpflicht: Wir in Europa müssen endlich eine Antwort finden – auch für die Kinder von Moria. Wir müssen gemeinsam mehr tun, um auch in ihr Leben Hoffnung zu bringen“, erklärt Elke Büdenbender, Schirmherrin von UNICEF Deutschland.
Auch der zweite und der dritte Preis des internationalen Wettbewerbs von UNICEF Deutschland fangen Geschichten von Kindern ein, die bedrückenden und außergewöhnlichen Lebensumständen standhalten. Die Reportage des indischen Fotografen Supratim Bhattacharjee über arbeitende Kinder auf den größten Kohlefeldern Asiens erhält den zweiten Preis. Der deutsch-russische Fotograf Evgeny Makarov zeigt in seiner Reportage aus Brasilien eine Ballettschule als Antwort auf Gewalt und Drogen im Alltag von Kindern in den Favelas von Rio de Janeiro. Sie wird mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Das Siegerbild: Die brennende Not
Am 9. September 2020 zerstört im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ein Feuer die Unterkünfte von 13.000 Menschen, darunter 4.000 Kinder. Die Menschen flohen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Die Zustände im Lager sind seit Jahren unerträglich: Überfüllung, kaum sauberes Wasser, nicht genug Lebensmittel, kein Dach über dem Kopf, keine Schulen oder Spielmöglichkeiten. Der griechische Fotograf Angelos Tzortzinis hält einen Moment fest, in dem Tapferkeit, Fassungslosigkeit und Hilfsbereitschaft, angesichts höchster Not zusammentreffen. Nahezu jeder zweite Geflüchtete oder Vertriebene auf der Welt ist nach Schätzung von UNICEF ein Kind oder Jugendlicher.
„Das Jahr 2020 hat für viele Mädchen und Jungen auf der Welt eine Eskalation an Katastrophen gebracht“, sagt Peter-Matthias Gaede, stellvertretender Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Aus einem Flüchtlingslager fliehen zu müssen, in ohnehin armseligen Lebensverhältnissen zusätzlich von der Corona-Pandemie bedroht zu werden, von Kinderarbeit nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zerstört zu werden: Bilder aus dem diesjährigen Wettbewerb zeigen, was das bedeutet. Ihre Botschaft: Helfen wir den Kindern!“
Peter-Matthias Gaede über den FotografenAngelos Tzortzinis
Angelos Tzortzinis, geboren in Athen, hat an der Leica Academy of Creative Photography studiert und seither überwiegend als freier Fotograf gearbeitet. Er hat aus Georgien berichtet und vom Erdbeben in Haiti 2010, vom „Arabischen Frühling“ in Kairo und dem Krieg in Libyen. Vor allem aber beschäftigt ihn die Situation der Flüchtlinge in seinem Heimatland. Tzortzinis hat unter anderem in „New York Times“ und „Herald Tribune“, „Time“ und „Newsweek“ veröffentlicht und Auszeichnungen in Griechenland und diversen anderen Ländern erhalten. Allerdings sagt er, er lasse sich nicht gerne interviewen. Die Persönlichkeit eines Fotografen, ist seine Überzeugung, komme in seinen Bildern zum Ausdruck.
Der zweite Preis: Der Fluch der Kohle
In Jharia im indischen Bundesstaat Jharkhand liegen die größten Kohlefelder Asiens. Auf 280 Quadratkilometern wird hier Kohle im Tagebau gewonnen, oftmals von Kindern. Der indische Fotograf Supratim Bhattacharjee hat in den Gesichtern dieser Kinder ihr ganzes Elend eingefangen: Entsetzen, Erschöpfung, Zerstörung. Das gefährliche Umfeld der Kohlefelder ist geprägt von toxischen Gasen, verschmutzter Luft und verunreinigtem Trinkwasser. Der Tageslohn liegt umgerechnet bei ein bis zwei US-Dollar. Viele Mädchen und Jungen sind mangelernährt; tausende Kinder gehen nicht zur Schule.
Peter-Matthias Gaede über den Fotografen Supratim Bhattacharjee
Supratim Bhattacharjee wurde 1983 in Boraipur bei Kalkutta geboren und hat für Filmproduktionen gearbeitet, bevor er Fotograf wurde. Umwelt- und Menschenrechtsthemen stehen in seinem Fokus. Aus Bangladesch und Nepal hat er berichtet, vor allem aber beschäftigt ihn die sozio-ökonomische Situation in seinem Heimatland, der er Langzeitprojekte widmet. Die Kinder von Jharia zu erleben, schreibt Bhattacharjee, hätte ihn nicht nur geschmerzt. Sie seien „ein Schock“ für ihn gewesen.
Der dritte Preis: Das Favela-Ballett
Mitglieder einer der besten Tanz-Akademien Brasiliens haben beschlossen, für eine Alternative zu den oftmals aussichtslosen Lebensbedingungen in den Favelas von Rio de Janeiro zu sorgen. In der Favela Manguinhos eröffneten sie eine Ballettschule. 250 Mädchen erleben hier Freude und Spiel, können zur Schule gehen und Ausflüge in das Teatro Municipal machen. Der in Deutschland lebende russische Fotograf Evgeny Makarov hat die Ballettschülerinnen von Manguinhos auf ihren Wegen durch die Favela begleitet, beim Training in der Schule und in einer Gemeinschaft, die sie glücklich macht.
Peter-Matthias Gaede über den FotografenEvgeny Makarov
Evgeny Makarov, 1984 in St. Petersburg geboren, kam mit seiner Familie 1992 nach Deutschland. Dort studierte er Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und entdeckte die Fotografie als Medium, „soziale Realität direkter zu erfassen als mit einem akademischen Zugang“. An der Danish School of Media und Journalism in Aarhus graduierte er 2014 und absolvierte die Joop Swart Masterclass des World Press Photo. Gegenwärtig lebt Makarov in Brasilien. Veröffentlicht wurden seine Arbeiten bereits in über zwei Dutzend Medien, darunter „FAZ“, „ZEIT“, „NZZ“ und „GEO Special“.
Ehrenvolle Erwähnungen für sieben weitere Reportagen
Anas Alkharboutli, Syrien (dpa), Reportage: Sport statt Krieg, Spaß statt Angst (Syrien)
Daniele Vita, Italien, Reportage: Die Ragazzi von Catania (Italien)
Elena Chernyshova, Russland/Frankreich (Panos Pictures), Reportage: Von der Schule des Lebens in die Schule des Staates (Russland)
Erfan Kouchari, Iran (Tasnim News Agency), Reportage: Corona – und die kleine Freiheit auf dem Dach (Iran)
Hamed Malekpour, Iran, Reportage: Ein Herz, zwei Leben (Iran)
Nicoló Filippo Rosso, Italien, Reportage: Auf der Flucht aus Venezuela (Kolumbien)
Sumon Yusuf, Bangladesch, Reportage: Ihr Bett ist die Straße (Bangladesch)
„Covid-19 hat das Arbeitsfeld der Fotoreporter enorm eingeschränkt. Reisen wurden fast unmöglich“, beschreibt Prof. Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury, die ungünstige Ausgangslage für den diesjährigen Wettbewerb. Dennoch habe die Jury für das UNICEF-Foto des Jahres 2020 bemerkenswerte Bilder und Bild-Essays erreicht, so Honnef. Diese seien häufig von den einheimischen Fotografen der Brennpunkte der Welt gemacht worden, konstatiert der Juryvorsitzende und ergänzt: „Zehn herausragende Bildgeschichten von Kindern zeichnete die Jury aus, deren Lebenswelt die unterschiedlichsten Zwänge und Herausforderungen prägen.“
2020 war bereits das 21. Mal, dass UNICEF Deutschland mit dem internationalen Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten auszeichnet, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch einen international renommierten Fotografie-Experten. Eine Übersicht aller ausgezeichneten Fotoreportagen finden Interessierte auf www.unicef.de/foto. Die Ausstellung der prämierten Arbeiten ist im Foyer des Hauses der Bundespressekonferenz in Berlin bis Ende Jänner 2021 zu sehen.
„Das UNICEF-Foto des Jahres 2020 ist eine eindringliche Mahnung. Es erzählt von einem Drama direkt vor unserer Haustür. Das Bild konfrontiert uns mit unserer Menschenpflicht: Wir in Europa müssen endlich eine Antwort finden – auch für die Kinder von Moria. Wir müssen gemeinsam mehr tun, um auch in ihr Leben Hoffnung zu bringen“, erklärt Elke Büdenbender, Schirmherrin von UNICEF Deutschland.
Auch der zweite und der dritte Preis des internationalen Wettbewerbs von UNICEF Deutschland fangen Geschichten von Kindern ein, die bedrückenden und außergewöhnlichen Lebensumständen standhalten. Die Reportage des indischen Fotografen Supratim Bhattacharjee über arbeitende Kinder auf den größten Kohlefeldern Asiens erhält den zweiten Preis. Der deutsch-russische Fotograf Evgeny Makarov zeigt in seiner Reportage aus Brasilien eine Ballettschule als Antwort auf Gewalt und Drogen im Alltag von Kindern in den Favelas von Rio de Janeiro. Sie wird mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Das Siegerbild: Die brennende Not
Am 9. September 2020 zerstört im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ein Feuer die Unterkünfte von 13.000 Menschen, darunter 4.000 Kinder. Die Menschen flohen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Die Zustände im Lager sind seit Jahren unerträglich: Überfüllung, kaum sauberes Wasser, nicht genug Lebensmittel, kein Dach über dem Kopf, keine Schulen oder Spielmöglichkeiten. Der griechische Fotograf Angelos Tzortzinis hält einen Moment fest, in dem Tapferkeit, Fassungslosigkeit und Hilfsbereitschaft, angesichts höchster Not zusammentreffen. Nahezu jeder zweite Geflüchtete oder Vertriebene auf der Welt ist nach Schätzung von UNICEF ein Kind oder Jugendlicher.
„Das Jahr 2020 hat für viele Mädchen und Jungen auf der Welt eine Eskalation an Katastrophen gebracht“, sagt Peter-Matthias Gaede, stellvertretender Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Aus einem Flüchtlingslager fliehen zu müssen, in ohnehin armseligen Lebensverhältnissen zusätzlich von der Corona-Pandemie bedroht zu werden, von Kinderarbeit nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zerstört zu werden: Bilder aus dem diesjährigen Wettbewerb zeigen, was das bedeutet. Ihre Botschaft: Helfen wir den Kindern!“
Peter-Matthias Gaede über den Fotografen Angelos Tzortzinis
Angelos Tzortzinis, geboren in Athen, hat an der Leica Academy of Creative Photography studiert und seither überwiegend als freier Fotograf gearbeitet. Er hat aus Georgien berichtet und vom Erdbeben in Haiti 2010, vom „Arabischen Frühling“ in Kairo und dem Krieg in Libyen. Vor allem aber beschäftigt ihn die Situation der Flüchtlinge in seinem Heimatland. Tzortzinis hat unter anderem in „New York Times“ und „Herald Tribune“, „Time“ und „Newsweek“ veröffentlicht und Auszeichnungen in Griechenland und diversen anderen Ländern erhalten. Allerdings sagt er, er lasse sich nicht gerne interviewen. Die Persönlichkeit eines Fotografen, ist seine Überzeugung, komme in seinen Bildern zum Ausdruck.
Der zweite Preis: Der Fluch der Kohle
In Jharia im indischen Bundesstaat Jharkhand liegen die größten Kohlefelder Asiens. Auf 280 Quadratkilometern wird hier Kohle im Tagebau gewonnen, oftmals von Kindern. Der indische Fotograf Supratim Bhattacharjee hat in den Gesichtern dieser Kinder ihr ganzes Elend eingefangen: Entsetzen, Erschöpfung, Zerstörung. Das gefährliche Umfeld der Kohlefelder ist geprägt von toxischen Gasen, verschmutzter Luft und verunreinigtem Trinkwasser. Der Tageslohn liegt umgerechnet bei ein bis zwei US-Dollar. Viele Mädchen und Jungen sind mangelernährt; tausende Kinder gehen nicht zur Schule.
Peter-Matthias Gaede über den Fotografen Supratim Bhattacharjee
Supratim Bhattacharjee wurde 1983 in Boraipur bei Kalkutta geboren und hat für Filmproduktionen gearbeitet, bevor er Fotograf wurde. Umwelt- und Menschenrechtsthemen stehen in seinem Fokus. Aus Bangladesch und Nepal hat er berichtet, vor allem aber beschäftigt ihn die sozio-ökonomische Situation in seinem Heimatland, der er Langzeitprojekte widmet. Die Kinder von Jharia zu erleben, schreibt Bhattacharjee, hätte ihn nicht nur geschmerzt. Sie seien „ein Schock“ für ihn gewesen.
Der dritte Preis: Das Favela-Ballett
Mitglieder einer der besten Tanz-Akademien Brasiliens haben beschlossen, für eine Alternative zu den oftmals aussichtslosen Lebensbedingungen in den Favelas von Rio de Janeiro zu sorgen. In der Favela Manguinhos eröffneten sie eine Ballettschule. 250 Mädchen erleben hier Freude und Spiel, können zur Schule gehen und Ausflüge in das Teatro Municipal machen. Der in Deutschland lebende russische Fotograf Evgeny Makarov hat die Ballettschülerinnen von Manguinhos auf ihren Wegen durch die Favela begleitet, beim Training in der Schule und in einer Gemeinschaft, die sie glücklich macht.
Peter-Matthias Gaede über den Fotografen Evgeny Makarov
Evgeny Makarov, 1984 in St. Petersburg geboren, kam mit seiner Familie 1992 nach Deutschland. Dort studierte er Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und entdeckte die Fotografie als Medium, „soziale Realität direkter zu erfassen als mit einem akademischen Zugang“. An der Danish School of Media und Journalism in Aarhus graduierte er 2014 und absolvierte die Joop Swart Masterclass des World Press Photo. Gegenwärtig lebt Makarov in Brasilien. Veröffentlicht wurden seine Arbeiten bereits in über zwei Dutzend Medien, darunter „FAZ“, „ZEIT“, „NZZ“ und „GEO Special“.
Ehrenvolle Erwähnungen für sieben weitere Reportagen
„Covid-19 hat das Arbeitsfeld der Fotoreporter enorm eingeschränkt. Reisen wurden fast unmöglich“, beschreibt Prof. Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury, die ungünstige Ausgangslage für den diesjährigen Wettbewerb. Dennoch habe die Jury für das UNICEF-Foto des Jahres 2020 bemerkenswerte Bilder und Bild-Essays erreicht, so Honnef. Diese seien häufig von den einheimischen Fotografen der Brennpunkte der Welt gemacht worden, konstatiert der Juryvorsitzende und ergänzt: „Zehn herausragende Bildgeschichten von Kindern zeichnete die Jury aus, deren Lebenswelt die unterschiedlichsten Zwänge und Herausforderungen prägen.“
2020 war bereits das 21. Mal, dass UNICEF Deutschland mit dem internationalen Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten auszeichnet, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch einen international renommierten Fotografie-Experten. Eine Übersicht aller ausgezeichneten Fotoreportagen finden Interessierte auf www.unicef.de/foto. Die Ausstellung der prämierten Arbeiten ist im Foyer des Hauses der Bundespressekonferenz in Berlin bis Ende Jänner 2021 zu sehen.
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